Griechenland, Ukraine, Russland, Deutschland, Israel, Ägypten, Saudi-Arabien und die USA haben angeboten, die Menschen zu unterstützen, die bei dem verheerenden Erdbeben, in der türkisch-syrischen Grenzregion auf Hilfe angewiesen sind. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat unmittelbar danach sich zu Wort gemeldet und rief vor mehreren Stunden eine einwöchige Staatstrauer aus. Auch in Europa, wo viele Türken seit mehreren Generationen leben, wurde innerhalb weniger Stunden sehr viele Spenden gesammelt und Hilfsgüter organisiert, um sie in die Türkei zu schicken. Es ist bemerkenswert und lobenswert, was die türkischen Bürger sowohl im Land als auch außerhalb des Landes bisher für ihre Landsleute ausrichten konnten. Doch was ist mit Syrien?
Keine Rede ans eigene Volk
Während andere Präsidenten, wie Wolodymyr Selenskyj auch ihre Hilfe anbieten, obwohl der Krieg in der Ukraine noch herrscht, schafft es der syrische Präsident Bashar Al-Assad nicht mal eine Rede an das eigene Volk zu richten. Die einzigen, die sich in Syrien zu Wort melden, sind Hilfsorganisationen wie die Weißhelme und das syrische Kabinett. Erst 24 Stunden nach der Katastrophe, forderte das syrische Kabinett in Damaskus nach internationaler Hilfe.
Kein Leid sollte gegeneinander aufgerechnet werden
Hinzu kommt die Problematik der politischen Spannungen innerhalb des Landes. Das syrische Kabinett spricht über die dramatischen Zerstörungen in der Stadt Idlib, die sich im Nordwesten von Syrien befindet, aber über die Stadt Afrin, die überwiegend von Kurden bevölkert wird und näher am Epizentrum liegt, wurde kein Wort verloren. Dasselbe gilt auch für diverse Vororte von Aleppo. Dort leben sehr viele Flüchtlinge, die innerhalb ihres Landes geflohen sind und bis vor kurzem in Auffanglager gelebt haben, die nun nach dem Beben nicht mehr bewohnbar sind. An solchen Tagen sollte weder die Ethnie, noch die Konfession oder Volkszugehörigkeit eine Rolle spielen. Deshalb ist es wichtig, dass alle benannt werden und nicht nur vereinzelte Regionen oder Volksgruppen. Da in der Berichtserstattung von Syrien bisher noch keine presse-tauglichen Großaufnahmen gemacht werden konnten, gehen viele davon aus, dass es in dieser Region nicht so schlimme Auswirkungen gab. Dabei vergessen diese Personen, dass die Menschen in Syrien nicht einfach zur nächsten Stadt fahren können, um sich aufzuwärmen, Wasser zu besorgen oder Strom zu organisieren. Das Land war bereits zerstört und wurde jetzt quasi dem Erdboden gleich gemacht. Daher ist es umso trauriger, dass weder etwas nach außen noch nach innen dringen kann.
Syriens fehlende Strukturen
Syrien ist ein Land, welches sich seit inzwischen 12 Jahren in einem Kriegszustand befindet. Es ist nicht so wie der Krieg in der Ukraine, in dem früh festgelegt worden ist, wer die „Guten“ und wer die „Bösen“ sind. Es ist auch nicht wie im Iran, in der viele Frauen weltweit sich mit den Protesten solidarisch zeigen konnten. Syrien wird von mehreren verschiedenen Milizen kontrolliert und hat kein funktionierendes System. Zwischen jedem Ort gibt es sogenannte Check-Points, die man nicht ohne weiteres überqueren kann. Es gibt Familien, die sich deshalb seit Jahren nicht gesehen haben und nicht mehr in ihre Häuser zurückkehren können. Diese Menschen haben es trotz dessen irgendwie geschafft, mit der Lage umzugehen. Doch nach diesem fatalen Erdbeben ist das Leben in diesen Gebieten unmöglich geworden. Vorher war es bereits eine Herausforderung genügend Strom und Wasser zu haben, doch nun ist es fast unmöglich. Das ist mit einer der Gründe, warum in den Medien die Bilder aus der Türkei so präsent sind, aber kaum was aus Syrien nach außen dringt. Das Ausmaß der Zerstörung ist besorgniserregend groß und bis jetzt sind unzählige Menschen unter diesen Trümmern begraben. Es gibt nicht genügend Hilfskräfte, um die Opfer zu bergen, nichts ist gewährleistet und die Grenzen sind seitens der türkischen Regierung verschlossen. Unter diesen Voraussetzungen ist es sehr schwierig, Hilfe in Syrien zu leisten.
Die syrische Bevölkerung erschüttert nichts mehr
Die letzten noch stehenden Gebäude sind vielleicht noch zu erschüttern, doch leider erschüttert die syrische Bevölkerung nichts mehr! Aus der türkischen Berichtserstattung wird gezeigt, wie sogar Tiere gerettet, während in Syrien unklar ist, ob noch lebende Menschen geborgt werden können. Das zeigt wiederum deutlich, welches Bewusstsein die türkische Bevölkerung zu Zerstörung und Leid hat, während in Syrien das quasi mittlerweile zur Tagesordnung gehört. Die Menschen in Syrien sind im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr am Leben, sondern nur noch am Überleben.
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