Es zeugt von seltener Naivität, wie die Türkei grade in Nordsyrien agiert. Aufgrund des blinden Hasses ist die türkische Regierung bereit Sanktionen hinzunehmen, lukrative Deals ad acta zu legen und Waffenlieferungen nicht mehr zu erhalten. Das alles nur, weil die Türkei Angst davor hat, dass die Kurden eine Autonomie Region in Nordsyrien bekommen könnten? Oder sie Angst haben vor den Schwesternparteien der PKK in Syrien? Keines Wegs! Erdogan ist der Laufbursche von Russland, USA und nicht zuletzt auch Syrien. Auch wenn das nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist.
Beziehungsstatus zwischen Syrien, Russland, USA und der Türkei
Für die USA sind die Kurden in Nordsyrien nicht so lukrativ, wie damals die Kurden im Nordirak. Sie stellen nur eine Last dar. Russland ist der imaginäre Rechtsanwalt der syrischen Regierung und handelt im Interesse seines Mandanten Syrien. Syrien sichert dafür Russland selbstverständlich eine saftige Provision, die seit Jahren immer pünktlich gezahlt wird. Da die Türkei und Syrien seit dem Krieg nur noch über diesen Rechtsanwalt (Russland) miteinander kommunizieren, werden die Verhandlungen in der Öffentlichkeit ausschließlich zwischen Russland und der Türkei geführt.
Assads gut durchdachter Plan
Man kann über Assad sagen was man will, doch wenn es um Politik geht, versteht der Mann etwas von seinem Handwerk. Wäre Erdogan nicht erneut von seinem blinden Hass gegen die Kurden gelenkt wurden, hätte Assad auch kein Druckmittel mehr gegen die Kurden, er hätte seine Truppen nicht ohne Vorwand in Nordsyrien erneut stationieren können. Abgesehen davon sind die Kurden jetzt gezwungen mit Assad zu verhandeln. Während dessen können die syrischen Truppen unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Ruhe schauen was sie aus der Stadt Idlib machen wollen. Damit kann die syrische Regierung mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Warum die Angst vor einer kurdischen autonomen Region nur ein Vorwand für die Türkei ist
Bei jeder Gelegenheit betonen die Vorsitzenden der Parteien PYD und YPG, dass sie weiterhin zu Syrien gehören wollen. Die Partei DKS (demokratischen Kräfte Syriens) konnte auch nur mit der Zusammenarbeit der kurdischen Parteien in Syrien entstehen. Damit beweisen Sie nochmals, dass sie ein Teil von Syrien bleiben wollen.
Auch im Kampf gegen die ISIS in Raqqa, haben exakt dieselben Regierungen (Syrien, Russland und USA), die kurdischen Parteien an die Front geschickt, um ihre eigenen Soldaten nicht einsetzen zu müssen. Wie soll man sich sonst erklären, dass all diese Großmächte es nicht mit der ISIS aufnehmen konnten, aber solche Milizen wie PYD und YPG schon?
Falls dies noch nicht Ausschlag gebend genug dafür ist, dass die kurdischen Parteien keinen Autonomie Region im Sinn hatten, sollte man sich die Namen derer Parteien mal genau analysieren.
– PYD, auf kurdisch; Partiya Yekîtiya Demokrat
Auf arabisch: حزب الاتحاد الديمقراطي Ḥizb al-Ittiḥād ad-Dīmuqrāṭī
Auf deutsch: Partei der Demokratischen Union
– YPG, auf kurdisch: Yekîneyên Parastina Gel
Auf arabisch: وحدات حماية الشعب,
Auf deutsch: Die selbstständige Volksverteidigungseinheiten
Und zu guter Letzt, die bereits schon genannte demokratischen Kräfte Syriens oder kurz DKS (arabisch قوات سوريا الديمقراطية, DMG Quwwāt Sūriyā ad-dīmuqrāṭīya; kurdisch Hêzên Sûriya Demokratîk)
Und hier die offiziellen Namenswechsel der kurdischen Regionen (seit den letzten sechs Jahren) :
⁃ Demokratische Föderation Nordsyrien
⁃ Föderation Nordsyrien
⁃ Die autonome Verwaltung Ost und Nordsyrien
Weder die Parteinamen, noch die Namen der Regionen beinhalten den Begriff „Kurdisch oder Kurdistan“. Nach all diesen Fakten klingt dies doch nicht nach einer politischen Vereinigung, die für die ausschließlich sich für eine kurdische Autonomie sich einsetzt, sondern eher nach Parteien, die unbedingt Assad’s Bedingungen gerecht werden will. Es war Erdogans purer Hass, der dazu geführt hat, diesen Einmarsch zu veranlassen und nichts anderes. Es war nicht die Angst vor einer kurdischen Autonomie direkt vor seiner Nase und hatte auch rein gar nichts mit dem eigenen Schutz im Lande zu tun. Genau darauf konnte Assad bauen und sein politisches Vorhaben ausführen.
Assads Reaktion
Trotz all diesen Meilensteinen der Kurden im Syrienkrieg, wie den Kampf gegen den ISIS, der Gründung der Partei DKS (demokratischen Kräfte Syriens) und der eingehaltenen Absprachen zwischen Assad und den Kurden, nennt Assad sie bis heute „syrische Mindertet“, obwohl mehr als fünf Millionen Kurden in Syrien (vor dem Krieg) gelebt haben. (Fünf Millionen von 23 Millionen, sind gewiss keine Minderheit.)
Er versucht in all seinen Statements seit Jahren sogar das Wort „Kurden“ zu vermeiden. Assads jüngste Äußerung ist folgende: „Die Menschen in Nordsyrien Volksverräter, da sie ihre Hand den Amerikaner gereicht haben und nicht uns.“
Fazit
Erdogan ist ein Tyrann, der jeglichen Bezug zur Realität verloren hat und damit in bester Gesellschaft in diesem Krieg. Doch eins sollte man sich klar vor Augen halten, ohne den Rückzug der USA und die Zustimmung Syriens bzw. Russland, hätte selbst so ein degenerierter Mensch wie Erdogan sich nicht getraut in Nordsyrien so viel Unruhe zu stiften.
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